Von Fernando Peiniger - Simbabwe war einst der Brotkorb, ist jedoch nun das Armenhaus Afrikas. Wie sehr die Kinder darunter leiden und wo man ansetzen muss, um die Situation des Landes und der Menschen zu verbessern, erklärte der Aktivist Pascal Masocha nun in einem Vortrag in unserer Schule.
(Bilder: Juliyan Jeyakumar)
Simbabwe liegt oberhalb von Südafrika und hat schwerwiegende ökologische, ökonomische, politische und soziale Probleme. 80% der Bevölkerung Simbabwes sind heute, Masocha zufolge, offiziell arbeitslos, die Armut frisst das Land samt seiner Bewohner auf, freie Wahlen werden manipuliert und Korruption ist an der Tagesordnung. Das Land befindet sich in einem Teufelskreis, aus dem es nicht mehr ohne Hilfe herauskommt. Doch das war nicht immer so, wie Masocha erklärt: Bis 1980 war Simbabwe eine britische Kolonie und gehörte damit zu dem Commonwealth of Nations. Seitdem regierte Robert Mugabe das Land.
In den folgenden zehn Jahren galt Simbabwe noch als Vorbild für andere afrikanische Staaten, die sich ebenfalls aus dem System des Kolonialismus befreien wollten. Weiße Farmer, die über die Kolonialzeit hinaus geblieben waren, trieben die Wirtschaft des Landes an und exportierten Rohstoffe wie Diamanten, Gold oder Platin in die ganze Welt und auch die Bildung im Land wurde gefördert. Doch die Lage verschlechterte sich seit den 90er Jahren. Mugabe begann Simbabwe diktatorisch zu regieren und nahm keine Rücksicht mehr auf Menschenrechte und erst recht nicht, wie Masocha betont, auf Kinderrechte. Zudem ließ er die weißen Farmer vertreiben und isolierte den Staat von dem Rest der Welt. Die Presse- und Meinungsfreiheit wurde eingeschränkt, Regierungskritiker wurden angegriffen und die „freien Wahlen“ manipuliert (wenn ihr mehr dazu wissen wollt, hier geht es zu den Berichten von Amnesty International). Mithilfe eines korrupten politischen Systems herrschte Mugabe bis zu seinem Rücktritt 2017 über Simbabwe wie ein Diktator.
Diese Führung des Landes und die Misswirtschaft führten dazu, dass heute über 70% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. So ist es nicht überraschend, dass Slums entstanden. In einem Land, in dem es auch bis zu 0°C kalt werden kann, dezimiert sich der Baumbestand stetig, da ein Großteil der Bevölkerung ohne Strom und Gas lebt und daher das Holz zum Kochen und Heizen benötigt. So steht auch Simbabwe, Masocha zufolge, heute vor massiven ökologischen Problemen. Ein weiteres ökologisches aber auch gesundheitliches Problem ist der Müll. Gerade in ärmeren Gegenden und Slums gibt es, worauf der Aktivist hinweist, extrem viel Müll. Besonders für Kinder sei dieser Bakterienspeicher gefährlich, da sie in dem Müll aufgrund fehlender Spielplätze spielten.
Kinder in Simbabwe führen auch in anderen Hinsichten ein deutlich schlechteres und gefährlicheres Leben als Kinder in Deutschland, Europa oder weiten Teilen der Erde. Denn sie gehen meistens auch nicht zu Schule. Eine Schulpflicht gibt es nicht und ohnehin müssen sie ihren Eltern bei der Arbeit auf Tee-, Blumen- oder anderen Plantagen helfen, denn jene sind oft sehr arm und auf die Unterstützung ihrer Kinder angewiesen. Auch für Kinder deren Eltern auf die Mitarbeit der Kinder verzichten können und sie zur Schule gehen lassen, ist es, wie der Masocha eindrücklich schildert, nicht wirklich schön in der Schule. So werde immer noch mit Gewaltandrohungen unterrichtet und Fehler würden mit Schlägen bestraft. Außerdem seien die Klassen oft dreimal so groß wie deutsche Grundschulklassen. So unterrichte ein Lehrer oft bis zu 70 Schüler.
Ein weiterer Nachteil sei, dass Kinder in ländlichen, ärmeren Regionen aufgrund fehlender Elektrizität nach dem Sonnenuntergang nicht mehr lernen können. Dazu muss man ergänzen, dass rund 60% der Bevölkerung auf dem Land lebt. Die Organisation CACLAZ (Coalition Against Child Labour in Zimbabwe), deren Direktor Pascal Masocha ist, will nicht nur den Zustand der Schulen verbessern, sondern vor allem den Ursprung der Kinderarbeit bekämpfen: Die Armut. So werden z.B. im Rahmen eines Hilfsprogramms Kinder in Kinderarbeit identifiziert und ihre Eltern finanziell unterstützt, damit sie ihre Kinder zur Schule schicken können. CACLAZ leistet also Hilfe zur Selbsthilfe, kümmert sich um Gesetze und Menschenrechte und beobachtet und reagiert auf die politische Entwicklung im Land.
Pascal Masochas Besuch hat eindrücklich gezeigt, wie viel noch zu tun ist auf dem Weg zu einem besseren und gerechteren Leben für alle Kinder auf der Welt.
Comments