Von Lisa Boyken - Für viele sind es die letzten Monate auf der Schulbank. Das Abitur steht vor der Tür. Doch was kommt danach?
Dreizehn Jahre ging es um gute Noten, Hausaufgaben, Freundschaften beziehungsweise Kontakt zu Mitschüler:innen und Lehrer:innen. Es gibt viele, die sich bis heute zum Aufstehen motivieren müssen und das Gefühl haben, die Zeit abzusitzen, bevor sie endlich in die Freiheit starten. Andere gehen durchaus gerne zur Schule und sehen dem Ende der Schule eher wehmütig entgegen. Fragen über Fragen schwirren im Kopf und jede Außenstehende Person nimmt sich das Recht raus, ihren Senf dazuzugeben und stellen jegliche Entscheidung, die man trifft, in Frage oder geben kluge Tipps: "Tu dies, studier' das, fahr doch da hin!"
Ist nach dem Abitur nicht erstmal Zeit, um sich über seine Zukunft bewusst zu werden? Gerade in dieser Zeit kann man sich selbst finden, sich vom Elternhaus losmachen und so seinen eigenen Charakter formen. Es gibt viele, die schon lange den Traumberuf gefunden haben. Jedoch gibt es auch welche, die sich noch unschlüssig mit ihrer Berufswahl sind. Doch welche unterschiedlichen Möglichkeiten gibt es für Dich?
Wenn für Dich schon alles ganz klar ist, was Du studieren möchte, kannst du Dich nach dem Abitur für einen Studiengang einschreiben. Hierbei solltest Du überlegen, ob Du ein klassisches Studium an einer Universität ablegen möchtest oder ob Du Dir vorstellen kannst, ein duales Studium anzugehen. Das Spannende bei einem Dualen Studium ist das parallele Arbeiten in einem Betrieb. Du hättest somit nicht nur Vorlesungen an der Uni, sondern arbeitest zwei bis dreimal in der Woche schon in deinem zukünftigen Beruf. Ein weiterer Vorteil ist das Geldverdienen, denn für die Arbeit im Betrieb wirst du bezahlt.
Eine weitere Alternative zu dem Studium ist die Ausbildung. Auch hier ist man zwei bis dreimal wöchentlich im Betrieb und hat nebenbei weiter Berufsschule. Auch gelten die gleichen Vorteile wie beim Dualen Studium. Falls Du noch nicht genau weißt, was Du im späteren Leben machen möchtest, ist es auch kein Problem. Setze Dich nicht zu sehr unter Druck. Es gibt viele Optionen, die Du auch für eine Übergangsphase in Erwägung ziehen könntest.
Erst einmal könntest Du arbeiten gehen, um Geld zuverdienen. Oft gibt es freie Stellen in Cafés, Bars, Restaurants oder Supermärkte. Gerade wenn Du gerne den Kontakt zu anderen hast, ist dies für die erste Zeit eine optimale Überbrückung. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu machen. Bei einer Dauer von einigen Monaten (sechs bis 18 Monate) kannst Du Dich im sozialen Bereich verwirklichen. Es gibt unterschiedliche Anbieter, wie das Deutsche Rote Kreuz. Des Weiteren kannst Du ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) anstreben, wenn Du Dich für die Natur und Umweltschutz interessierst. Der Bundesfreiwilligendienst, auch bekannt als BFD, ist ein weiteres Angebot, um soziales Engagement zu zeigen. Hierbei spielt der Zivil- und Katastrophenschutz eine übergeordnete Rolle. Als Beispiel können die schweren Überschwemmungen im Jahr 2021 betrachtet werden. Unter anderem haben die Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes den Betroffenen in dieser katastrophalen Situation geholfen. Auch diese genannten Optionen erstrecken sich zwischen sechs und achtzehn Monaten.
In Dir steckt ein leidenschaftlicher Forscher? Eine experimentierfreudige Wissenschaftlerin? Dann ist vielleicht das Freiwillige Wissenschaftliche Jahr genau das Richtige für Dich! Du hast die Möglichkeit, zwölf Monate an einer Universität ein wissenschaftliches Projekt mitzugestalten. Falls Du in deinem späteren Leben in die Forschung gehen möchtest, dann kannst Du schon vor dem Studium in diese Abläufe reinschnuppern und herausfinden, ob das Gebiet der Forschung wirklich etwas ist, das Dir Spaß macht.
Auch Praktika können helfen, den ersten Eindruck der Arbeitswelt zu bekommen. Hierfür sind eigentlich keine Grenzen gesetzt, denn oft sind Unternehmen froh, wenn sie für mehrere Wochen und Monate eine weitere Hand zum helfen haben.
Solltest Du ins Ausland gehen wollen, dann werden Dir auch dort tolle Erlebnisse geboten. Zum einen kannst Du auch ein Internationalen Jugendfreiwilligendienst antreten. So kannst Du neue Kulturen kennenlernen und mit Menschen verschiedenen Herkunft kommunizieren und arbeiten. Auch die Freiwilligenarbeit kann interessant sein. So gibt es viele verschiedene Projekte auf der ganzen Welt, die Unterstützung brauchen können. Bekannt sind Projekte aus Afrika, die Schulen bauen und die Kinder von der Straße in die Schule holen oder den Kindern Freizeitaktivitäten ermöglichen. Eine erfüllende Tätigkeit!
Das sogenannte Work and Travel ist im Laufe der Jahre immer beliebter geworden. Es bietet viele Erfahrungen und fördert die Selbstständigkeit. Jedoch sollte dieser Schritt genau geplant werden. Am besten funktioniert es mit einer Organisation, da diese sich mit dem ganzen Unterfangen auskennt und bei Fragen zur Seite steht.
Ein Au Pair Aufenthalt ist eine weitere Option. Gerade wenn man das „echte Leben“ in einem fremden Land miterleben möchte. Hier wirst Du unterschiedliche Aufgaben rund um das Thema Haus und Familie übernehmen. Auch bei diesem Aufenthalt bedingt es einer Organisation, die sich um vieles wie Anreise und Kontakt zur Familie kümmert.
Hoffentlich konntest Du Dir ein Bild über die verschiedenen Möglichkeiten machen. Vielleicht helfen sie Dir, die Unschlüssigkeit zu entwirren und Dir ist zumindest etwas klarer geworden, in welche Richtung es nach dem Abitur gehen könnte. Wichtig ist, dass Du versuchst, Deine eigenen Entscheidungen zu treffen und Dich nicht von deinen Eltern oder anderen Erwachsenen unter Druck setzen lässt. Es ist Dein Leben, das mit dem Abitur eine gute berufliche Basis hat und Du entscheidest, wie Du zum Ziel kommen möchtest - ob direkt oder über Umwege. Denn die Hauptsache ist, dass du glücklich und zufrieden mit Deinem Leben bist.
Die Autorin bietet einen breit gefächerten (und die persönliche Situation sehr schön widerspiegelnden) Überblick der individuellen Möglichkeiten nach dem Abitur.
Die Infos zum `Dualen Studium´ sind zutreffend. Klar sein muss jedem/r aber auch, dass bei Studium und Arbeit parallel die freie Zeit äußerst knapp bemessen ist - in den Lern-(und Feier-)pausen der "normalen" Student:innen gehen die Dual-Studierenden in ihren Betrieben praktischer beruflicher Tätigkeit nach. Das ist kein Zuckerschlecken, sondern richtig anstrengend und erfordert Durchhaltevermögen (was potentielle Arbeitgeber wiederum zu schätzen wissen)!
`Freiwillige Jahre´ gibt es viele - die Autorin nennt beispielhaft ein `Freiwilliges Ökologisches Jahr´ oder ein `Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr´. (Der zuständige Mensch bei der Arbeitsagentur kann über die ganze Palette informieren: `Freiwilliges Künstlerisches Jahr´ zum Beispiel beim Theater geht…