Von Ida Fortmann - Hurrikans, Waldbrände und andere extreme Wetterlagen, zunehmende Hitzeperioden und schmelzende Gletscher. Die klimatische Lage bedroht auch unsere Zukunft. Wie müssen also ändern, wie wir leben und wirtschaften. Leichter gesagt als getan.
Fakt ist, dass die Entscheidungen einzelner auf Plastik zu verzichten, weniger Fleisch zu essen und nur einmal im Jahr in den Urlaub zu fliegen nicht genügen, um das „2ºC-Ziel” zu erreichen. Natürlich sollte ein Bewusstsein für das Schicksal unserer Zukunft in der Gesellschaft existieren, man muss jedoch in der Politik ansetzen, um allgemeine Grundsätze und Rahmenbedingungen für Industrie und Wirtschaft zu schaffen.
Doch dabei stößt man schon auf die erste große Hürde: Aufgrund des demographischen Wandels liegt sind die über 50-Jährigen bei den Wahlberechtigten gegenüber uns jungen Menschen deutlich überrepräsentiert.
Die vom Klimawandel betroffenen Generationen müssen dabei zusehen, wie man ihre Zukunft für wirtschaftlichen Profit verschenkt
Vor allem bei diesen Generationen liegen die Interessen mehr darin, ihre Rente zu sichern und damit von der Wirtschaft zu profitieren, als sich für das Klima zu engagieren, denn sie werden ihr Leben nur nach der naheliegenden Zukunft planen. Hinzu kommt das Wahlrecht ab 18, welches den jüngeren Generationen unter 18 verbietet, eine politische Stimme zu vertreten, obwohl eine Meinung stets vorhanden ist. Was sich ironisch anhört, ist Realität! Die vom Klimawandel betroffenen Generationen müssen dabei zusehen, wie man ihre Zukunft für wirtschaftlichen Profit verschenkt. Doch genau aus diesem Beweggrund bildete sich 2018 die Klimastreikorganisation „Fridays for Future”, die auch in der Stadt Oldenburg fortwährend präsent ist.
Denn wozu sollte man eine Zukunft in einer konsumorientierten Gesellschaft aufbauen, wenn diese nicht mehr lebenswert ist? Es ist kein Auftrag einzelner, sondern eine Menschheitsaufgabe. Der Klimawandel ist anthropogen. Der Mensch hat bereits zur Zeit der Industrialisierung die Ressourcen der Erde missbraucht und ist damit dem Auftrag der Schöpfung, schonend mit der Erde umzugehen, nicht gerecht geworden. Es liegt in unserer Pflicht, solidarisch zu handeln und auch den unter den Klimawandel leidenden Entwicklungsländern Unterstützung zu bieten.
Und egal welcher Glaubensrichtung man angehört, es lässt sich nicht leugnen, dass der Mensch seine Verantwortung ausgenutzt hat. Somit ist die Menschheit Täter und Opfer zugleich und muss mit den Konsequenzen leben oder sie bekämpfen. Doch wie lässt sich das Problem global angehen, wenn die erdumspannende Gesellschaft ihren konsumorientierten Lebensstil nicht aufgeben will?
Globalität beschreibt letztendlich nur die Summe vieler Länder: „Der Klimawandel ist die größte Bedrohung der Zukunft. Jeder Staat muss mitwirken, die Ursachen zu bekämpfen und die Folgen zu mindern.“ (Klaus Töpfer, ehemaliger CDU-Umweltminister)
Dabei muss individuell gehandelt werden. In südlichen Ländern ist es sinnvoll, aufgrund der Sonneneinstrahlung, Photovoltaikanlagen einzusetzen, während in Norddeutschland eher auf Windkraft gesetzt wird. Erst aus vielen lokalen Lösungen setzt sich ein globaler Erfolg zusammen, der variabel angegangen werden kann.
Aber nicht nur Energieeinsparung ist ein Thema. Auch der Konsum durch die soziale Marktwirtschaft sollte überwunden werden, um umweltschonende Perspektiven zu garantieren. Aber wie lässt sich dies mit zwei Extremen der Gesellschaft vereinbaren?
Auch heute schon lässt sich eine Dissonanz der Gesellschaft von linksorientierten Alarmisten und der rechtsliberalen Klimaignoranz erkennen. Die Wissenschaft gibt apolitische Statements ab, statt sich politisch zu intervenieren. Aus Unsicherheit und Angst bilden sich Isolationismus, Protektionismus und Egoismus, wodurch sich Extreme bilden konnten. Es muss klarere Fakten geben und vor allem gehandelt werden, um der Bevölkerung Sicherheit zu geben. Denn es muss nicht nur in eine der beiden Richtungen gegangen werden. Kompromissbereitschaft und Handelsfähigkeit sind gefragt.
Doch eine Frage bleibt stets offen: Ist eine ökologische Umkehr notwendig und ist es überhaupt möglich ein Jahrhundert lang bewährtes System aufzubrechen? Die Politik ist von der Wirtschaft geprägt, da sie von ihr profitiert. Damit muss ein System geschaffen werden, welches den Aspekt des Wirtschaftswachstums nicht außer Acht lässt.Aber umgekehrt gilt auch: „Wenn wir keinen Planeten mehr haben, geht es der Wirtschaft nicht gut.“ (Albert ‚Al‘ Gore)
Im linksorientierten Idealbild würde eine Umwandlung der Ökonomie eine Abschaffung des Kapitalismus bedeuten und somit dem einhergehenden Konsummaterialismus ein Ende gesetzt werden. Dass Ressourcen nicht wie Sand am Meer existieren, sollte inzwischen geklärt sein. Es ist ein innovatives Umdenken durch neue Technologien gefragt, um Verbote zu vermeiden. Dennoch sieht die Umstellung des Systems in der Praxis nicht unbedingt plausibel aus. Der sogenannte Rebound-Effekt führt zur Effizienzsteigerung, diese wiederum führen aber wider Erwarten nicht dazu, dass hierdurch Ressourcen eingespart werden. Ein Beispiel dafür ist die Umstellung auf LEDs, wobei die Effizienz steigt, die Nutzer jedoch umso mehr Beleuchtung anbringen und trotz minimiertem Ressourcenverbrauch der gleiche Effekt eintritt.
Auch wenn es hierbei deutliche Lücken gibt, sind innovative Technologien im heutigen Zeitalter der Digitalisierung vermutlich die stimmigste Teillösung. Nichtsdestotrotz lässt sich das Wirtschaftssystem nicht von heute auf morgen wandeln. Ganz ohne Verbote lassen sich klimaprofitierende Gesetze nun auch nicht beschließen, denn nur mit dieser Maßnahme kann der Ressourcenmissbrauch aufgehoben werden.
Viele offene Fragen, keine einfachen Antworten
Wir stehen vor vielen Fragen: Sollte man bei der Technologie auf schnelle Umsetzbarkeit wie bei der E-Mobilität oder auf langfristige Erfolge bei beispielsweise grünem Wasserstoff setzen? Ist das Zurückgreifen auf Bewährtes, z.B. Holz als nachwachsenden Rohstoff und als CO2-Speicher fördern, eine Option? Oder sollte man außerhalb von Technologie und technische Innovation auf “soziale” Innovationen wie das Teilen von Ressourcen (Carsharing) setzen?
Schlussendlich ist eine Politik erforderlich, die Maßstäbe setzt! Was in Deutschland funktionieren könnte, dient anderen Ländern als Vorbild und schafft somit schnellere Fortschritte im Bereich des globalen Klimaschutzes. Es gibt keine Schwarz-Weiß-Lösung. Die Chance besteht einerseits darin, innerhalb der sozialen Marktwirtschaft durch Innovationen Ressourcen nachhaltiger zu nutzen. Wenn es gelingt, wie in der Forstwirtschaft Kreisläufe zu etablieren, könnte das eine Teillösung sein. Innovationen sind gut, wenn sie dem Klimaziel dienen, führen jedoch nicht zum Erfolg, wenn der Rebound-Effekt einsetzt. Die Wirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen, auch in Form von nationalen und internationalen Verboten, damit hier nicht für einzelne Firmen Vorteile entstehen.
Ob andere Wirtschaftsformen besser sind als die Marktwirtschaft, sei dahingestellt. Nimmt man Nachhaltigkeit ernst, so müsste ganz im Sinne des “Nachhaltigkeitsdreiecks” ein Wirtschaftssystem ökologische (also auch klimatische), soziale und ökonomische Aspekte miteinander vereinen und das nicht nur für die gegenwärtige Bevölkerung, sondern immer auch für künftige Generationen.
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