Von Jonathan Hoffmann - Der Einzelne kann das Klima nicht retten - schon klar. Das darf aber keine Ausrede für das Nichtstun sein. Wir sollten uns einige Fragen stellen - auch Sie!

Was machen Sie gerade? Fahren Sie zur Arbeit oder schon wieder nach Hause? Sind Sie auf dem Weg in Ihren wohlverdienten Urlaub? Sind Sie am Einkaufen oder bestellen Sie sich ein neues Handy? Sitzen Sie am Küchentisch und trinken Ihren Kaffee? Egal, was Sie machen, es hängt direkt mit Verkehr zusammen. Wenn Sie gerade nicht selbst unterwegs sind, so hat doch der Kaffee den weiten Weg von der Plantage in Ihre Tasse gefunden, der Küchentisch ist wohl kaum im benachbarten Wald gewachsen und das Handy wird nicht vom Himmel fallen. Sie selbst sind mobil und alles um Sie herum ebenfalls, es muss schließlich zu Ihnen transportiert werden, was Unmengen an CO2 freisetzt. Die Frage ist, muss das sein?
Also eigentlich sind es drei Fragen:
1. Müssen Sie unbedingt so viel und so weit fahren?
2. Müssen alle Güter unbedingt so weit transportiert werden?
3. Muss dabei so viel CO2 entstehen?
Die einfache Antwort: Nein!
Keineswegs will ich darauf hinaus, dass alle Güter wie in der Aktion „Schokofahrt“ die Schokolade per Segelboot und Fahrrad transportiert werden sollten oder dass Sie gar auf solche Produkte verzichten sollten; aber greifen Sie doch nicht nach den afrikanischen Tomaten, wenn im Regal daneben deutsche angeboten werden. Also kaufen Sie regional, wann immer das möglich ist; es muss ja nicht unbedingt der Bioladen mit den Produkten von nebenan sein. Denn schon der Kauf regionaler Produkte aus dem Supermarkt kürzt den Transportweg und verringert die Emissionen deutlich.
Nun denken Sie jetzt vielleicht an das Handy, das an sich ja schon eine „Klimasünde“ darstellt, das es nicht in Deutschland produziert wird und dessen Metalle sich hier nun mal nicht finden lassen. Bei diesem sind Transportwege unvermeidbar. Darum muss man hier anders ansetzen: Schiffe statt mit Schweröl oder Dieselöl mit grünem, also per Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestelltem Wasserstoff betanken, statt unzähliger Diesel-Lkws elektrisch betriebene Züge und auf Strecken ohne Oberleitungen zumindest vorerst Wasserstoff-Züge einsetzen und für die letzte Strecke Wasserstoff- oder Elektro-Lkws verwenden. Sie müssen auf solche Produkte nicht verzichten, aber ihr Transport muss klimaneutral werden, um sie mit gutem Gewissen nutzen zu können. Der Wasserstoff ist zwar bekanntlich nicht so effizient, eine Batterie aber bringt z.B. in Lkws den Nachteil von großem Eigengewicht mit sich, wodurch Wasserstoff, aus überschüssiger Energie eben doch eine sinnvolle Alternative darstellt.
Doch diese Umstellung ist keine Aufgabe für Sie allein oder für die Stadt Oldenburg. Hier muss die Bundesregierung, besser die EU, am besten die internationale Gemeinschaft die Forschung fördern und die Verwendung solcher alternativer Antriebsformen subventionieren.
Wie Sie sich selbst fortbewegen, ihren Arbeitsweg, ihren Weg zum Einkauf zurücklegen oder verreisen, entscheiden hingegen Sie selbst. Fahren Sie doch mal mit dem Fahrrad, das ist noch dazu gesund und nehmen Sie den Bus, falls es regnet. Fahren Sie mit dem Zug zur Arbeit, oder arbeiten Sie, wenn möglich, einfach im Homeoffice und sparen Sie den Weg ganz. Auch verreisen lässt sich mit dem Zug bequem, wie ich Ihnen aus eigener Erfahrung mitteilen kann.
Falls Sie lieber stundenlang im Stau stehen, anstatt in den öffentlichen Verkehrsmitteln hin und wieder ein paar Minuten Verspätung zu ertragen, so kaufen sie doch ein Elektro-Auto oder vielleicht auch ein Wasserstoff-Auto, falls die Reichweite größer sein muss, anstelle eines Verbrenners.
Müssen Sie immer warten, bis die Politik Ihnen sagt, was zu tun ist?
Wie Sie sehen, können Sie also oft genug selbst entscheiden, ob Sie lieber zur Erderwärmung beitragen wollen oder nicht, ob Sie ein „Klimasünder“ oder ein „Klimaretter“ sein wollen. Die Entscheidung dürfte nicht so schwer sein. Natürlich sollte die Politik auch den klimafreundlichen Personentransport weiter fördern; aber müssen Sie immer warten, bis die Politik etwas unternimmt?
Sie und natürlich auch ich sind für unser Handeln selbst verantwortlich und können, sollten und müssen die bestehenden Alternativen im Verkehr und beim Einkauf nutzen, es ist ja auch nicht kompliziert. An anderen Stellen ist aber die Politik in die Pflicht zu nehmen, nicht jeder einzelne. Wir können hier allerdings unsere demokratischen Möglichkeiten (Wahlen, Demonstrationen, …) nutzen, um die Politik auf ihre Pflicht aufmerksam zu machen. Diese Möglichkeiten haben wir in Oldenburg, aber natürlich auch in allen anderen Städten und Kommunen in Deutschland und der EU.
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