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Eine besinnliche Zeit? Rückblick auf eine Weihnachtszeit in Quarantäne

Was passiert, wenn der Anruf kommt, der einen dazu zwingt, 14 Tage sein Haus nicht zu verlassen und sich von allen zu isolieren? Johanna Meyer berichtet von ihrer Quarantäne, der wohl strengsten Maßnahme der Corona-Politik.


Was passiert, wenn der Fall eintrifft, vor dem wir uns momentan alle fürchten? Wenn der Anruf kommt, der einen dazu zwingt, 14 Tage sein Haus nicht zu verlassen und sich von allen zu isolieren? Wenn man alles getan hat, um sich und seine Mitmenschen zu schützen und man trotz dessen in Quarantäne gehen muss.


In meinem Fall ist die Quarantäne nicht so verlaufen, wie ich es erwartet habe. Der Anruf des Gesundheitsamts an meine Mutter schockte uns erst einmal. Ein positives Ergebnis für eine Krankheit, die für ihre Unberechenbarkeit bekannt ist.


Bei meiner Mutter traten schon in den ersten Tagen Symptome, wie Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Husten und Probleme beim Atmen auf - Beunruhigung war vor programmiert. Da ich Kontakt zu ihr hatte, gingen wir zu zweit in Quarantäne. Ich war davon überzeugt, mich bereits angesteckt zu haben. Nach allem, was man über das Virus gelernt hatte, schien es mir kaum möglich trotz des Kontakts zu meiner Mutter negativ zu sein.


Ich entwickelte jedoch keine Symptome, weswegen wir, sobald wir unsere Zimmer verließen, Masken im Haus trugen, regelmäßig Oberflächen desinfizierten, lüfteten, Hände wuschen und uns nie gleichzeitig in einem Raum aufhielten.


FaceTime ermöglichte es uns „zusammen“ zu essen, das Essen stellte ich ihr auf einem Tablett vor die Zimmertür, sowie miteinander Zeit zu verbringen - ein wirklicher Ersatz war es jedoch nicht.


Jeder, der sich bereits in Quarantäne befunden hat, versteht das Gefühl von Hilflosigkeit. Man ist in allem, was sich außerhalb des Haushaltes befindet, auf Hilfe angewiesen und hat keine andere Wahl, als die Quarantäne abzusitzen. Wenn man von Freunden und Familie die nötige Unterstützung erhält, stellt dies kein Problem dar, wäre jenes allerdings nicht möglich gewesen, hätten wir vor noch mehr Schwierigkeiten gestanden.


Ich habe versucht, meinem Alltag, welcher drei Wochen lang von der Unsicherheit begleitet wurde, mich angesteckt zu haben, trotz allem eine Struktur zu geben und mich zu beschäftigen. Neben Haushaltsaufgaben, kochen und Schulaufgaben erledigen gab es aber wenig zu tun. Die Zeit bietet einem trotz alledem die Möglichkeit, sich mit Sachen zu beschäftigen, für die man sonst keine Zeit oder etwas besseres zu tun hat. In Quarantäne ist dies nicht der Fall.

Als die 14 Tage vorbei waren, ich drei mal mithilfe von Schnelltests keine 100 prozentige Sicherheit, aber eine gewisse Beruhigung erfuhr, weil ich negativ getestet wurde, dachten wir, dass wir es hinter uns hätten. Da Weihnachten vor der Tür stand, ließ meine Mutter sich noch einmal testen, um meine Familie zu schützen, allerdings mit der Erwartung nur übervorsichtig zu sein.


Erneut erwartete uns ein Anruf, mit dem sich die Zeit zurück zu drehen schien. Sie war immer noch positiv und ihr Ct-Wert, die Zahl, welche die Replizierungen bis zum Nachweis des Virus angibt, war nicht angestiegen, wodurch sie theoretisch immer noch ansteckend gewesen wäre. Eine erneute Quarantäne ist uns erspart geblieben, trotz dessen ist die Weihnachtszeit ins Wasser gefallen und bis Silvester versuchten wir uns noch zu isolieren. Man sollte sich also darauf vorbereiten, dass selbst wenn man eine Quarantäne hinter sich hat, die Krankheit möglicherweise nicht vollständig überwunden sein wird.

Es ist keine Erfahrung, die man erneut durchleben möchte, weswegen man alles dafür tun sollte, sich und seine Mitmenschen zu schützen. Obgleich die Quarantäne nicht angenehm war, bin ich mir des Privilegs bewusst, welches ich genießen konnte, mich soweit zu isolieren, dass ich einer Infektion aus dem Weg gehen konnte.


Trotz allem sind wir glimpflich davongekommen.

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